Montagnacht (2:15 Uhr deutscher Zeit live auf Deutsch auf DAZN) empfangen die Seattle Seahawks die Houston Texans zu einem Primetime-Duell zweier Top-Defenses der Liga. Nach dem Auswärtssieg in Jacksonville stehen die Seahawks bei einer Bilanz von 4-2, während die Texans (2-3) nach einem schwachen 0-3-Start vor ihrer Bye Week zwei Siege in Folge geholt haben.
Mit der Aussicht, vor der Ruhewoche noch einen Heimsieg einzufahren, sind hier vier Dinge, auf die man beim Monday Night Game achten sollte:
1. Bleiben Sam Darnold und Jaxon Smith-Njigba explosiv – auch gegen Derek Stingley und eine der besten Defenses der Liga?
Die Seahawks gehen mit einer der gefährlichsten Pass-Attacken der NFL in den 7. Spieltag:
Quarterback Sam Darnold führt die Liga sowohl in Yards pro Versuch (9,6) als auch in Yards pro Completion (13,5) an. Laut NFL Next Gen Stats liegt sein Passer Rating bei Downfield-Pässen (10+ Air Yards) bei 144,3, mit einer Passquote von 69,6 Prozent und einem Schnitt von 16,6 Yards pro Completion – nicht nur die besten Werte der aktuellen Saison, sondern die höchsten seit Beginn der Next-Gen-Ära im Jahr 2016.
Einen Großteil dieses Erfolgs verdankt Darnold seinem Nummer-eins-Target Jaxon Smith-Njigba, der nach seiner 162-Yard-Performance in Jacksonville nun mit 696 Receiving Yards die Liga anführt.
Allerdings wartet mit Houston eine Defense, die zu den besten der NFL zählt:
- 1. Platz in zugelassenen Punkten
- 4. Platz in Gesamt-Defense
- 5. Platz in Passverteidigung
- 1. Platz bei den wenigsten zugelassenen Passing Touchdowns (3)
Besonders schwer wird es für Smith-Njigba, weil die Texans gegen Receiver außerhalb des Slots extrem stark sind. Der Rookie hat in dieser Saison 631 seiner 696 Yards und alle drei Touchdowns von der Outside-Position erzielt – also genau dort, wo Houston seine Gegner bisher dominiert hat. Laut Next Gen Stats hat die Texans-Defense nur 450 Receiving Yards an Outside-Receiver zugelassen – der sechstbeste Wert der Liga.
Das Schlüsselduell: Jaxon Smith-Njigba vs. Derek Stingley Jr.
Der dritte Pick von 2022 hat nach Verletzungsproblemen zu Beginn seiner Karriere 2024 den Durchbruch geschafft: Acht Interceptions, 18 Pass Breakups, vier Tackles für Raumverlust, dazu First-Team All-Pro und Pro Bowl.
"Er ist aggressiv, opportunistisch, hat gute Ball Skills, bleibt ruhig, bewegt sich sauber, ist schnell und smart", sagte Head Coach Mike Macdonald über Stingley. "Ein kompletter Cornerback – wirklich stark."
Stingley und die gesamte Texans-Secondary werden also versuchen, etwas zu schaffen, was bisher keinem Team gelungen ist: Smith-Njigba zu stoppen, der in jedem Spiel mindestens 76 Yards und einen tiefen Catch hatte.
2. Kann der Pass Rush an die dominante Leistung in Jacksonville anknüpfen?
Nach dem schwachen Auftritt gegen Baker Mayfield vor zwei Wochen zeigte der Pass Rush in Jacksonville ein völlig anderes Gesicht:
Sieben Sacks und 17 Quarterback Hits gegen Trevor Lawrence – beides Saisonbestwerte.
"Das macht richtig Spaß", sagte Leonard Williams. "Das ist wie Haie, die Blut im Wasser riechen – alle wollen zum Quarterback. Jeder will einen Sack, einen Hit, einfach Druck machen. Das steckt an, jeder feuert sich gegenseitig an."
Natürlich ist diese Dominanz nicht jede Woche zu erwarten, aber das Selbstvertrauen ist groß – besonders gegen C.J. Stroud. Der Texans-Quarterback und Pro Bowler von 2023 spielt statistisch stark (70,8 Prozent Completion Rate, 102,1 Passer Rating), wurde aber bereits zwölfmal gesackt und 26-mal getroffen – in nur fünf Spielen.
Wenn Seattle diesen Druck fortsetzen kann, stehen die Chancen gut, dass die Defense auch gegen Stroud wieder abliefert.
3. Wie sieht die Seahawks-Secondary aus, wenn sie endlich (fast) komplett ist?
In den ersten Wochen der Saison war die Secondary der Seahawks von Verletzungen geplagt:
- Rookie Nick Emmanwori verletzte sich im Auftaktspiel am Knöchel.
- Devon Witherspoon zog sich im selben Spiel eine Knieverletzung zu.
- Julian Love verpasste drei der letzten vier Spiele wegen einer Oberschenkelverletzung.
- Riq Woolen fiel zuletzt mit einer Gehirnerschütterung aus.
Das Ergebnis: Die Secondary war noch kein einziges Mal vollständig. Doch jetzt könnte sich das Blatt wenden.
Witherspoon und Love kehrten am Donnerstag ins Training zurück (wenn auch limitiert), Woolen trainierte voll – und damit besteht Hoffnung, dass das Backfield gegen Houston nahezu in Bestbesetzung antreten kann.
Sollten Witherspoon, Woolen, Love, Emmanwori, Coby Bryant und Josh Jobe alle aktiv sein, stellt sich die Frage: Wie setzt Macdonald sie ein?
Letzte Woche spielte Seattle häufig mit Big Nickel, also Emmanwori als fünftem Defensive Back. Je nach Matchup könnte aber auch ein zusätzlicher Cornerback aufs Feld kommen. Und sollte Seattle regelmäßig mit drei Safetys agieren, bleibt die Frage: Wer sitzt draußen? Oder wechselt man auf Dime-Package (sechs DBs) – etwas, das dank Emmanworis Größe und Tackling-Fähigkeiten realistischer wird.
"Er ist schwer zu schlagen und spielt physisch", sagte Macdonald über Emmanwori. "Er ist aggressiv, entscheidungsfreudig und will richtig gut sein – das macht ihn zu einem spannenden Spieler, mit dem man gerne arbeitet."
Wenn die Seahawks demnächst das Luxusproblem haben, mehr Starter als Positionen zu besitzen, ist das ein gutes Zeichen – und macht Macdonalds Personalentscheidungen umso interessanter.
4. Kann die Defense ein Spiel endlich auch zu Hause souverän beenden?
In dieser Saison hat die Defense vieles gut gemacht – außer Spiele nach Hause zu fahren.
Sowohl gegen die 49ers als auch gegen die Buccaneers kassierte Seattle im vierten Viertel den entscheidenden Touchdown – beide Male im Lumen Field. Auch gegen Arizona gab es zwei späte Touchdowns, bevor die Seahawks das Spiel per Field Goal entschieden.
Vergangene Woche in Jacksonville sah das anders aus: Nach einem Jaguars-Touchdown zu Beginn des letzten Viertels bekam Jacksonville dreimal den Ball, erzielte aber nur ein First Down und 22 Yards insgesamt – Seattle machte den Sack zu.
"Das war ein klarer Fokuspunkt", sagte Macdonald. "Unsere Jungs wollten raus und das Spiel beenden – das hat man am Spielfeldrand gespürt. Da gibt's keine geheimen Plays, die man für das vierte Viertel aufhebt. Es geht um Ausführung und Mentalität – und die war entscheidend. Unsere Defense-Leader und Coaches, besonders AD (Defensive Coordinator Aden Durde), haben großartige Arbeit geleistet."
Ob das Monday Night Game wieder bis zum Schluss offen bleibt, ist unklar – aber in der NFL ist das fast immer der Fall. Und Seattle will zeigen, dass der starke Finish von Jacksonville kein Zufall war, sondern der neue Standard.
Gleichzeitig soll das endlich auch zu Hause gelingen: Die Seahawks stehen im Lumen Field 1-2 in dieser Saison und 4-8 über die letzten zwei Jahre.
Macdonald weiß, dass der Lärm im eigenen Stadion die Kommunikation erschweren kann – aber das gilt noch stärker für gegnerische Offenses. Entscheidend sei laut ihm nicht irgendeine "Heim-Formel", sondern schlicht bessere Leistung.
"Wenn wir wüssten, was genau funktioniert, würden wir einfach den Knopf drücken – jedes Mal", scherzte Macdonald. "Aber so läuft es nicht. Wir müssen einfach unser bestes Football spielen – dann werden wir auch zu Hause wieder erfolgreich sein."